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Ewigkeits-Chemikalien PFAS: Wo sie stecken, warum sie problematisch sind

Stand:
Sie verschmutzen nicht nur dauerhaft Wasser und Boden, sondern reichern sich über die Nahrung und verbrauchernahe Produkte auch in Mensch und Tier an: Fluorchemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS).
Imprägnierspray wird auf hellblaue Regenjacke gesprüht

Das Wichtigste in Kürze:

  • Verminderte Wirkungen von Impfungen und verringerte Fruchtbarkeit, höhere Cholesterinwerte, höheres Diabetesrisiko, erhöhte Krebsgefahr: All das kann durch PFAS ausgelöst werden.
  • Sie werden als "Ewigkeits-Chemikalien" betitelt, weil sie sehr langlebig sind und in der Natur nicht abgebaut werden.
  • Dringend notwendig: Die Verwendung der gesamten Stoffgruppe soll jetzt beschränkt werden.
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Was sind PFAS?

PFAS ist die Abkürzung für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen. Es handelt sich dabei um eine Stofffamilie, die etwa 10.000 chemisch hergestellte Verbindungen umfasst. Allen PFAS gemeinsam ist vereinfacht gesagt, dass sie extrem stabile Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten. PFAS werden oft auch als PFC, das steht für Per- und Polyfluorcarbone, bezeichnet. Öffentliches Aufsehen erregten diese Ewigkeits-Chemikalien unter anderem durch den Dupont-Skandal in den USA, der als "Vergiftete Wahrheit" verfilmt wurde.

Zu welchem Zweck werden PFAS eingesetzt und in welchen Produkten können sie drin stecken?

Diese Substanzen werden vielfältig in Produkten eingesetzt, unter anderem weil sie fett-, schmutz- und wasserabweisend wirken. Sie werden verwendet

Gut zu wissen: In Kosmetik sind PFAS dagegen selten zu finden.

Wie kann ich erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält?

Ob ein Produkt PFAS enthält, lässt sich in der Regel nicht erkennen, da es in den meisten Produktbereichen keine Kennzeichnungspflicht für diese Ewigkeits-Chemikalien gibt. Hier einige Tipps und Hinweise:

Der "PFOA/PFOS-frei-Trick"

Hersteller werben mit "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei", zum Beispiel auf Pfannen, Textilien oder Imprägniermitteln. Das bedeutet jedoch nur, dass bestimmte Einzelsubstanzen aus der großen PFFAS-Familie nicht enthalten sind. Eine solche Werbung ist in der Regel ein Hinweis darauf, dass das Produkt andere PFAS-Chemikalien enthält.

"Frei von PFAS", "frei von PFC", "fluorfrei"

Diese Werbeaussagen umfassen tatsächlich die gesamte Stoffgruppe mit ihren mehr als 10.000 Mitgliedern. Wenn mit solchen Aussagen geworben wird, sollte das Produkt tatsächlich PFAS-frei sein. Achtung, Verwechslungsgefahr: PFAS ist der Oberbegriff für eine Gruppe von über 10.000 langlebigen Industriechemikalien. PFOS – ausgeschrieben Perfluoroktansulfonsäure – ist eine einzelne Substanz aus dieser Stoffgruppe.

Antihaftbeschichtungen

PFAS sind meistens enthalten, wenn Koch-, Back- und Bratgeschirr antihaftbeschichtet ist. Als Beschichtungsmaterial wird dabei unter anderem der fluorierte Kunststoff PTFE (Polytetrafluorethylen) eingesetzt.

Bei PTFE-beschichtetem Koch-, Back- und Bratgeschirr, das ohne Inhalt überhitzt wird, kann es laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ab Temperaturen von rund 360 Grad Celsius zur Zersetzung des Polymers und damit zur Abgabe von giftigen Substanzen an die Umgebungsluft kommen. Lassen Sie antihaftbeschichtetes Koch- und Bratgeschirr daher nicht leer auf der heißen Herdplatte stehen.

Auch wenn die Antihaft-Beschichtung nicht mit scharfen, spitzen Gegenständen in Kontakt kommen darf, wurden höchstwahrscheinlich PFAS eingesetzt, denn diese Antihaft-Beschichtungen sind kratzempfindlich.

Gut zu wissen: 
Stehen in der Gebrauchsanweisung Höchsttemperaturen unter 300 Grad Celsius oder Warnhinweise gegen die Verwendung von spitzen oder scharfen Gegenständen, ist die Pfanne wahrscheinlich mit einer PFAS-haltigen Antihaftbeschichtung versehen.

Imprägnierung für Textilien, Kleidung, Polster, Teppiche oder Display-Folien

Begriffe wie "fleckgeschützt", "wasserabweisend", "ölabweisend", "oleophobic" oder "Anti-Fingerprint" weisen auf eine mögliche Verwendung von PFAS hin.

Kosmetik

PFAS werden in Kosmetik eher selten eingesetzt. Der Verband der europäischen Kosmetikhersteller "Cosmetics Europe" empfiehlt seinen Mitgliedern einen freiwilligen PFAS-Ausstieg bis zum 31. Dezember 2025. Gesetzlich verboten ist die Verwendung von PFAS-Inhaltsstoffen bisher aber nicht. Ein Blick auf die Inhaltsstoffliste gibt leicht Aufschluss, ob ein Kosmetikprodukt PFAS enthält: Wenn "fluoro" im Namen eines organischen Inhaltsstoffes oder "PTFE" in der Liste auftaucht, seien Sie vorsichtig.

Vorsicht bei ungewöhnlichen Materialeigenschaften: Der Perlentest gibt Aufschluss

Papier, Pappe, Stoff oder andere Materialien wie Zuckerrohr saugen normalerweise Wasser und Fett auf. Der sogenannte "Perlentest" wird auch von Laboren als Vorprobe auf PFAS verwendet. Dazu gibt man einen Tropfen Öl auf das Material, zum Beispiel den Stoff oder das Papier. Wenn das Öl nicht verläuft oder einzieht, sondern einen kugeligen Tropfen bildet, wurden wahrscheinlich PFAS eingesetzt. 

Diverse Backpapiere waren laut einer Untersuchung von ÖKO-TEST im Jahr 2021 jedoch nicht mit PFAS, sondern mit Silikonen behandelt. Dagegen wies ÖKO-TEST in einer Dauerbackfolie aus beschichteter Glasfaser PFOA über dem gesetzlichen Grenzwert nach.

Auskunftsrecht gilt nur für wenige PFAS

Mittlerweile stehen einige PFAS auf der Liste der besonders besorgniserregenden Schadstoffe. In diesem Fall muss Ihnen der Hersteller Auskunft geben, wenn mehr als 0,1 Gewichtsprozent (1 Gramm pro 100 Kilogramm) dieser Schadstoffe im Produkt enthalten sind. Wie Sie Ihr Auskunftsrecht nutzen können, erfahren Sie auf der Seite des Umweltbundesamts.

Über welche Quellen nehmen Menschen PFAS auf?

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden diese Chemikalien hauptsächlich über Lebensmittel und das Trinkwasser aufgenommen. Weitere Quellen sind die Außen- und Innenraumluft, Hausstaub und der Kontakt mit Verbraucherprodukten, die PFAS-haltige Chemikalien enthalten. Gestillte Kinder können PFAS über die Muttermilch aufnehmen.

Warum sind PFAS ein Problem für Generationen?

PFAS sind extrem stabil und werden daher als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnet. Sie sind biologisch nicht abbaubar und reichern sich daher in der Umwelt, in Mensch und Tier immer weiter an. Das trifft auf Industrieländer wie Deutschland zu und selbst in den entlegensten Regionen dieser Erde wurden diese Chemikalien schon nachgewiesen.

Bisher ist nur von einem kleinen Teil der PFAS bekannt, welche gesundheitlichen Schäden sie bewirken können. Oftmals werden sie von Mensch und Tier nur langsam abgebaut und ausgeschieden. Durch die langsame Ausscheidung können sich die Chemikalien außerdem weiter im Körper anreichern.

Studien an größeren Bevölkerungsgruppen weisen darauf hin, dass bestimmte PFAS die Leber, das Hormon- und Immunsystem schädigen und den Fettstoffwechsel stören, die Wirkung von Impfungen verschlechtern, ein geringeres Geburtsgewicht zur Folge haben, die Fruchtbarkeit verringern oder Krebs erzeugen können.

Warum ist eine PFAS-Beschränkung dringend notwendig?

  1. Eine Beschränkung von PFAS ist dringend erforderlich, unter anderem, weil alle der deutschlandweit mehr als 1.000 untersuchten Kinder (GerES V-Studie) mit bestimmten PFAS belastet waren. Ein erheblicher Teil der Kinder wies so hohe Blutwerte auf, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht mehr sicher ausgeschlossen werden kann. Als mögliche Ursachen wurden in dieser Studie Muttermilch, kontaminiertes Trinkwasser und Imprägniersprays identifiziert.
  2. Verbote einzelner PFAS führten in der Vergangenheit dazu, dass diese durch andere, bisher nicht regulierte PFAS ersetzt wurden. Es ist aber nicht möglich in angemessener Zeit mehrere tausend Einzelsubstanzen in Bezug auf ihre Umwelt- und Gesundheitswirkung sowie Kombinationseffekte zu bewerten und jede einzeln gesetzlich zu beschränken. Allen PFAS gemeinsam ist ihre extreme Stabilität in der Umwelt. Daher ist es notwendig, den Einsatz der gesamten Stoffgruppe zu beschränken.

Wo in Deutschland PFAS hergestellt oder verwendet werden, sind Boden und Wasser und auch die Menschen häufig mit PFAS belastet. Jedes Jahr, in dem die Substanzen weiter im großen Umfang genutzt werden dürfen, bedeutet eine noch größere Belastung von Mensch und Umwelt mit Ewigkeits-Chemikalien.

Zusammen mit 4 weiteren EU-Staaten setzt sich Deutschland für eine Beschränkung der PFAS ein. Konkret sollen Verwendung von rund 10.000 Einzelsubstanzen reguliert werden. Es ist aber kein sofortiges Totalverbot, sondern eine Beschränkung mit Augenmaß geplant. So sieht der Gesetzesentwurf sehr lange Übergangsfristen von bis zu 13,5 Jahren und Ausnahmen für unverzichtbare Anwendungen vor.

Industrieverbände wehren sich derzeit massiv gegen die geplante PFAS-Beschränkung unter anderem mit dem Argument, dass die Klimaziele der EU ohne diese Chemikalien nicht erreichbar oder lebenswichtige Medizinprodukte wie Herzklappen nicht mehr verfügbar seien.

Auch fluorierte Kunststoffe, also Polymere, sollten bei der geplanten PFAS-Beschränkung mit berücksichtigt werden, da sie über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, also schon bei der Herstellung und auch bei ihrer Entsorgung, erheblich zur Umweltverschmutzung beitragen können. Gesetzliche Beschränkungen der PFAS werden Planungssicherheit für die Industrie schaffen und die Forschung nach umweltverträglicheren Alternativen beschleunigen. So entwickelte beispielsweise das Fraunhofer Institut bereits eine fluorfreie Antihaftbeschichtung.

Was unternimmt die Verbraucherzentrale NRW gegen die PFAS-Verschmutzung?

Die Verbraucherzentrale NRW setzt sich gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen für die geplante PFAS-Beschränkung in der EU ein. Sie hat unter anderem das Positionspapier "Für eine Welt ohne Verschmutzung durch PFAS" und den "Faktencheck PFAS" mitverfasst und unterzeichnet.
 

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