Hersteller überschreiten Empfehlungen der Fachgesellschaften
Für den Marktcheck untersuchte die Verbraucherzentrale insgesamt 25 Produkte. Nur zehn davon erfüllten – unabhängig von sonstigen Zusätzen – sowohl die Empfehlungen für Folsäure als auch für Jod. Bei den übrigen Mitteln wurde vor allem die empfohlenen Zufuhrmengen für Folsäure deutlich überschritten.
Unter die Lupe genommen wurden dabei wurden dieselben Nahrungsergänzungsmittel wie beim Marktcheck 2017, auch um einen Überblick über die Entwicklung des Marktes zu gewinnen. Auch 2017 gab es kein Supplement, das lediglich Folsäure und Jod in den empfohlenen Mengen enthielt. Die empfohlenen Mengen Folsäure und Jod lieferten damals nur acht Produkte.
Die angebotenen Nahrungsergänzungsmittel gehen meist am tatsächlichen Bedarf von Schwangeren vorbei.
Mehr Vitamine gleich höhere Kosten
Die Vielfalt an Zusätzen spiegelt sich auch in der Werbung und im Preis der Produkte wider. Häufig suggerieren Hersteller Schwangeren, dass sie für sich und ihr Kind besonders viele zusätzliche Nährstoffe benötigten. Der Mehrbedarf an Energie im zweiten beziehungsweise im dritten Schwangerschaftsdrittel führt aber grundsätzlich schon dazu, dass Schwangere mehr Nahrung zu sich nehmen. Damit ist auch eine höhere Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen verbunden. Tatsächlich lässt sich der zusätzliche Bedarf daher über die normale Ernährung abdecken. Verbraucherinnen haben durch die Zusätze in der Regel keinen zusätzlichen Nutzen, im Gegenteil: meist zahlen sie für die unnötigen Extra-Vitamine drauf.
Der Marktcheck 2020 zeigt: Tendenziell ist der Preis für Produkte mit mehr Inhaltsstoffen höher. Bei der enormen Preisspanne pro Tagesdosis – diese schwankt zwischen 3 Cent und 1,92 Euro – lohnt sich der genaue Vergleich anhand des Marktchecks.
Marktchecks 2017 und 2014
Bereits 2017 und 2014 hatte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in einer Internetrecherche die Zusammensetzung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure, davon 18 speziell für Schwangere, erfasst. Die angegebenen Nährwerte wurden mit den aktuellen Empfehlungen des Netzwerks "Gesund ins Leben" und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zur Ernährung in der Schwangerschaft verglichen. Außerdem wurden die empfohlenen Höchstmengen bei der Verwendung von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) in die Bewertung einbezogen.
Schon damals gab es kein einziges Präparat, das weder Überdosierungen aufweist noch überflüssige Vitamine und/oder Mineralstoffe lieferte. Auch folgten viele Schwangerschaftsprodukte dem Prinzip "Viel hilft viel", meistens auch beim Preis.
Die Preisspanne der erfassten Produkte war auch bei den Marktchecks 2014 und 2017 enorm und reichte von 0,03 Euro pro Tagesdosis bis 1,47 Euro pro Tagesdosis. Am günstigsten waren die einfachen Folsäurepräparate, gegebenenfalls mit oder ohne Jodzusatz. Speziell für Schwangere ausgelobte Produkte mit weiteren Vitaminen und Mineralstoffen waren meist erheblich teurer, besonders Produkte mit DHA.