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Glänzende Logos, leere Versprechen – Finanz-Gütesiegel als Fassade

Stand:
Häufig sind auf Webseiten von Finanzvertrieben oder in Büros von deren Vertriebsmitarbeitern Zertifikate und Gütesiegel zu finden. Oftmals selbst kreiert oder durch Branchenverbände ausgelobt, sind diese jedoch wenig aussagekräftig in Bezug auf hochwertige Beratung und Produkte.
Durch selbst ersonnene und öffentlichkeitswirksam zur Schau gestellte Siegel sollen Kundinnen und Kunden von der Qualität der Vertriebsmitarbeiter sowie den Produkten "überzeugt" werden.
  • Durch eigenes Ausprobieren oder Benutzen kann die Qualität eines Finanzprodukts nicht erfahren werden.
  • Private Gütesiegel oder vergleichenden Tests sollen Orientierung geben.
  • Bei privaten Gütesiegeln handelt es sich jedoch nur um eine weitere, nicht überprüfbare Werbeaussage der Unternehmen.
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Warum private Gütesiegel das Problem der Intransparenz noch erhöhen

Die Qualität eines Girokontos, einer Versicherung oder gar einer Finanzberatung kann von Verbraucherinnen und Verbrauchern kaum gemessen oder durch eigenes Erfahren beurteilt werden. Finanzdienstleistungen werden darum auch als Vertrauensgüter bezeichnet, weil deren Qualität nicht selbst erfahrbar ist. Verbraucher:innen müssten in der Lage sein, den Finanzmarkt oder das Konstrukt des Finanzprodukts zu bewerten. 
Auch die Güte eines Gütesiegels kann kaum selbst erfahren und gemessen werden Verbraucher:innen müssten in der Lage sein, die Zuverlässigkeit des privaten Gütesiegels zu erkennen. Da sie aber keinen umfassenden Einblick in die Vergabe und Umsetzung privater Gütesiegel besitzen, ist ihnen das Erkennen der Zuverlässigkeit nicht möglich. Das gleiche gilt für Internetseiten, die Gütesiegel bewerten.

Warum nutzen Unternehmen Gütesiegel?

Dennoch überschwemmen unzählige private Gütesiegel die Werbung zu und um Finanzdienstleistungen. 
Beste Bank - höchste Kundenzufriedenheit - Platz 1 - Auszeichnung in Gold - 5 Sterne oder Daumen hoch. So oder so ähnlich werden Finanzinstitute für sich und ihre Angebote.
Mit guten Auszeichnungen in teils selbst initiierten Wettbewerben oder Audits versuchen Anbieter sich und/oder ihren Produkten ein gutes Image zu geben. 
Verlage nutzen Produktvergleiche als vermeintlich nutzwerte Informationen für ihre Leser:innen um Zeitungen und Zeitschriften zu verkaufen.

Private Gütesiegel sind nur Werbung – oder sogar noch weniger

Das Gütesiegel soll bei den Verbraucher:innen Vertrauen in das Produkt/das Unternehmen erzeugen. Private Gütesiegel werden häufig dort eingesetzt, wo Verbraucher:innen direkt  Assoziationen zu Produkt und Unternehmen herstellen können. In Schaufenstern und Werbeanzeigen, ob Print oder digital sind die Siegel nicht zu übersehen.  
Private Gütesiegel sind grundsätzlich eine Dienstleistung für Unternehmen von Unternehmen und sind häufig ein Geschäftsfeld von Marktforschungsunternehmen. Zudem sind die Gütesiegel der unterschiedlichen Anbieter in der Regel nicht miteinander vergleichbar, da ihre Standards unterschiedliche Aspekte in zudem unterschiedlicher Tiefe umfassen. Unternehmen zahlen für ein Siegel bzw. dessen Nutzung viel Geld. Es ist aus unserer Sicht nur heiße Luft, die die Werbung schön machen soll.

Letztlich kommt es auf die Gütesiegel gar nicht an

Die Qualität einer Finanzberatung oder eines Finanzinstituts kann jemand, der eine Beratung nachfragt um Hilfe und Orientierung zu finden, kaum selbst beurteilen. Letztlich kommt es auf die Beratung noch nicht einmal an. Entscheidend ist das Produkt, welches am Ende empfohlen und abgeschlossen wird. 
Auch bei einem Finanzprodukt misst sich die Qualität, neben günstigen Kosten vor allem daran, ob das Produkt zur individuellen Lebenssituation und zum Bedarf passt.

Wie wehre ich mich?

Tipps und Handlungsempfehlungen

  • Lassen Sie sich von privaten Gütesiegeln nicht beeinflussen.
  • Machen Sie sich in Ruhe und ausführlich vor allem Gedanken darüber, was Sie wollen.
  • Jedes Finanzprodukt sollte vor allem zu Ihrem individuellen Bedarf passen. Zugegeben: Die Auswahl des richtigen Finanzproduktes ist nicht einfach. Wenn Sie sich allerdings schon einmal gut vorbereitet haben und Ihren Bedarf genau kennen, haben Sie eine höhere Chance sich für ein geeignetes Finanzprodukt zu entscheiden.
  • Vor dem Abschluss eines Finanzprodukts sollten Sie sich gut vorbereiten und selbst ein paar Angebote angeschaut haben oder die Vergleiche der unabhängigen Stiftung Warentest nutzen. Lassen Sie sich unabhängig und neutral bei den Verbraucherzentralen beraten.
  • Harte Fakten lassen sich vergleichen: Fragen Sie nach Kosten, den einmaligen und laufenden Kosten, Provisionen, Kosten für besondere Dienstleistungen (wenn Sie zum Beispiel einen besonderen Bedarf haben; vorzeitige Verfügbarkeit, Ratenaussetzung, Umzug ins Ausland o.ä.).
  • Bleiben Sie kritisch! Gerade im Finanzbereich haben Sie es mit Unternehmen zu tun, die nur Ihr Bestes: Ihr Geld wollen!
Förderlogo des Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV)
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LG Heilbronn, Urteil vom 01.06.2023 , Di 8 O 35/23
OLG Stuttgart, Urteil vom 06.03.2025, 2 U 130/23
BGH, Beschluss vom 20.11.2025 I ZR 82/25

Unzulässige Werbung mit Preisreduzierungen bei Vergleich mit „Standardverpackungen“ und UVP bei „exklusiven“ Artikeln