Wie ist ein Energieausweis aufgebaut und wie funktioniert die Berechnung?
Die Seite 1 des Ausweises enthält allgemeine Angaben zum Gebäude, darunter
- die Adresse,
- das Baujahr des Gebäudes,
- die Art der Anlagentechnik,
- die Anzahl der Wohnungen,
- Aussagen zu erneuerbaren Energien,
- zur Gebäudebelüftung und gegebenenfalls
- zur Gebäudekühlung sowie
- zur Inspektionspflicht für Klimaanlagen.
Außerdem ist auf der ersten Seite vermerkt, welches Verfahren zur Berechnung der energetischen Qualität des Wohngebäudes eingesetzt wurde: das für einen bedarfsorientierten oder verbrauchsorientierten Energieausweis.
Wie wird die energetische Qualität des Wohngebäudes berechnet?
Es gibt zwei Berechnungsverfahren: die für den Bedarfsausweis und den Verbrauchsausweis.
Wird die energetische Qualität auf Grundlage eines berechneten Energiebedarfs ermittelt, spricht man von einem "Bedarfsausweis". Die Kennwerte für den Energiebedarf sind dann auf Seite 2 des Dokuments ausgewiesen, während die dritte Seite unausgefüllt bleibt. Auf Seite 2 finden Sie auch Angaben zu Treibhausgasemissionen, die im alten Ausweis CO2-Emissionen hießen, sowie zu erneuerbaren Energien im Gebäude.
Wird im Ausweis der gemessene Energieverbrauch ermittelt, spricht man von einem "Verbrauchsausweis" und die Kennwerte für den Energieverbrauch sind auf Seite 3 dargestellt. In diesem Fall bleibt die zweite Seite unausgefüllt. Die Kennwerte geben den jährlichen Verbrauch in Kilowattstunden pro Quadratmeter Nutzfläche an.
Je höher der Kennwert ausfällt, desto schlechter ist der energetische Zustand des Gebäudes. Eine zusätzliche Hilfe, um die Energieeffizienz von Häusern zu vergleichen, geben die Farben des Bandtachos und die Einteilung der Gebäude in Energieeffizienzklassen (A+ bis H). Anhand der Farben und von Vergleichswerten kann ein Haus eingestuft und mit anderen, typischen Häusern verglichen werden.
Achtung: Die Kennwerte beziehen sich nicht auf die Wohnfläche des Gebäudes, sondern auf die auf Seite 1 ausgewiesene sogenannte Gebäudenutzfläche A(N). Diese ist die gesamte Raumfläche welche beheizt oder gekühlt wird. Sie kann anhand von Gebäudeplänen exakt ermittelt werden, darf aber auch entsprechend den Rechenvorschriften mit dem beheizten Volumen oder der Wohnfläche geschätzt werden. Sie ist in der Regel etwas größer als die Wohnfläche.
Was versteht man unter dem Primärenergie-Kennwert?
Im Energieausweis ist von einem Primärenergiebedarf und einem Endenergiebedarf die Rede.
Mit Primärenergie ist die ursprüngliche Energiemenge gemeint, die gebraucht wird, um einen fossilen Energieträger wie Öl, Gas oder Kohle nutzbar zu machen. Dabei werden auch die Energieverluste mitgerechnet, die beim Fördern, Transportieren und Verarbeiten entstehen. Der Kennwert im Ausweis zeigt die Umweltauswirkungen des Hauses an und ist vor allem im Hinblick auf den Klimaschutz von Interesse. Auch hier gilt: Je kleiner der Wert ausfällt, desto klimafreundlicher wird das Gebäude beheizt
Was ist der Endenergie-Kennwert?
Bei der Betrachtung der so genannten Endenergie wird im Energieausweis ebenfalls nicht die physikalische gesamte Endenergie betrachtet. Die am Haus gewonnene Solarenergie oder die Umweltwärme aus Luft oder Erde werden nicht mitgerechnet. Für die restliche Energiemenge wird beim Endenergie-Kennwert der Aufwand zur Bereitstellung dieser Energie im Heizungskeller nicht berücksichtigt. Also spielen ein möglicher Rohstoff-Abbau, der Transport oder der Ausstoß von Treibhausgasen bei diesem Wert keine Rolle.
Wird das Haus auch mit regenerativen Energien versorgt, die direkt am Gebäude gewonnen werden, beispielsweise durch eine PV-Anlage, fällt diese Energiemenge bei beiden Kennwerten nicht ins Gewicht. Obwohl auch für diese Aufwand nötig war, um sie der Heizung zur Verfügung zu stellen. Die klassischen nicht-regenerativen Energieträger benötigen üblicherweise aber den Abbau von Rohstoffen, Verarbeitung und aufwändigen Transport. Wie das Heizöl zum Beispiel. Deshalb ist der Primärenergie-Kennwert fast immer größer als der Endenergie-Kennwert, wenn fossile Energien im Spiel sind. Das Verhältnis hängt vom Anteil der verwendeten Brennstoffe ab, die zur Energieversorgung kombiniert werden können. Ein guter Primärenergie-Kennwert allein muss aber nicht bedeuten, dass eine gute Bilanz vorliegt. So kann ein Haus mit einer Pelletheizung leicht einen guten Primärenergie-Kennwert erreichen, bei unzureichender Wärmedämmung aber dennoch Energiekosten wie ein Haus mit schlechterer Bewertung verursachen.
Seite 4 des Energieausweises enthält für Hauseigentümer:innen in knapper Form kostengünstige Vorschläge zur Verbesserung der energetischen Eigenschaften des Gebäudes. Sind keine Empfehlungen zur Sanierung möglich, beispielsweise weil das Gebäude bereits umfassend saniert wurde, muss die Person, die den Ausweis ausstellt, dies auf dem Formular vermerken.
Auf Seite 5 finden sich abschließend einige Erläuterungen zu den Angaben im Ausweis sowie den Berechnungsverfahren.