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Fischsiegel und -label: Eine Orientierung für Ihren Einkauf

Stand:
Ob Sie einen Fisch guten Gewissens kaufen können, hängt vor allem davon ab, wo er herkommt, wie er aufgewachsen ist und auf welche Weise er gefangen wurde. Auskunft darüber geben neben Fangmethode und -gebiet die Label und Gütesiegel auf den Produkten.
MSC-Siegel auf einer Fischverpackung

Das Wichtigste in Kürze:

  • Label und Gütesiegel bieten eine Orientierung für den nachhaltigen Einkauf von Fisch und Meerestieren aus Aquakultur und Wildfang. Vertrauen Sie jedoch nicht ausschließlich den Siegeln, es kommt immer auf den Einzelfall an.
  • Die Bewertungskriterien der verschiedenen Siegel und Label unterscheiden sich teilweise nicht unerheblich voneinander.
  • Nicht immer sind wir mit allen Vorgaben oder der Effizienz der Kontrollen zufrieden. Die meisten Fische mit Siegeln halten wir jedoch für empfehlenswert.
  • Ein staatlich kontrolliertes Siegel mit transparenten Anforderungen und unabhängigen Kontrollen wäre dringend geboten.
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Viele Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur und Wildfang tragen Label und Gütesiegel. Diese können beim nachhaltigen Fischeinkauf helfen. Doch weil es so viele verschiedene gibt und die Bewertungskriterien nicht einheitlich sind, ist es für Verbraucher:innen oft schwierig einen Überblick zu behalten.

Grundsätzlich wäre ein einheitliches und staatlich kontrolliertes Siegel mit transparenten Anforderungen an nachhaltig gefangenen beziehungsweise erzeugten Fisch mit unabhängigen Kontrollen sinnvoll. Das würde die Kaufentscheidung für Verbraucher:innen vereinfachen. Doch leider gibt es das bisher nicht. Erste wichtige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit sind Siegel, die Auskunft über die ökologischen Auswirkungen von Fischereien geben. Organisationen, welche diese teilweise vergeben (WWF, Greenpeace, Bioland, Naturland oder der Marine Stewardship Council und der Aquaculture Stewardship Council) engagieren sich gegen die Ausbeutung unserer Meere und für die Rettung der Fischbestände. Doch leider arbeiten die Organisationen kaum zusammen und kommen teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Nicht immer sind wir mit allen Vorgaben oder der Effizienz von Kontrollen zufrieden. Die meisten Fische mit Siegeln halten wir jedoch für empfehlenswert bzw. bedingt empfehlenswert und sie werden in unserem Ratgeber mit „grün" oder „gelb“ bewertet.

MSC (Siegel für Wildfisch)

MSC steht für Marine Stewardship Council und ist der weltweit bedeutendste Standard für ökologisch nachhaltigere Fischereien. Dennoch sind einige MSC-zertifizierte Fischereien nicht bzw. nur bedingt empfehlenswert. Daher empfehlen wir, dem Siegel nicht blind zu vertrauen und auch zertifizierte Fischereiprodukte mit unserem Ratgeber auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen.

Inzwischen ist der MSC eine unabhängige Organisation und finanziert sich überwiegend über Lizenzgebühren für die Logonutzung, aber auch über Spenden. Der MSC selbst bewertet keine Fischereien. Die Zertifizierung findet durch unabhängige Gutachter und Prüfstellen statt. Die Zertifizierung gilt maximal fünf Jahre. Währenddessen finden jährliche Überprüfungen durch die Zertifizierungsstelle statt.

      Der MSC-Umweltstandard basiert nach eigenen Angaben auf folgenden drei Grundsätzen:

      • Schutz der Fischbestände
      • Schonung des Lebensraums Meer
      • wirksames Management

      Das MSC-Siegel kann eine Einkaufshilfe für Verbraucher:innen sein, denen Umweltaspekte beim Fischfang wichtig sind. Viele Supermärkte und Discounter bieten entsprechend gelabelte Produkte an. Da das Label keine Sozialstandards beinhaltet, erfüllt es unserer Ansicht nach nicht die Ansprüche eines Nachhaltigkeitssiegels. Zudem ist das Label nicht unumstritten, unter anderem deshalb, weil die Standards zu schwach und unklar formuliert sind und diese für eine Zertifizierung nur zu 60 bis 80 Prozent erfüllt werden müssen. Dadurch ist es laut Greenpeace möglich, dass MSC-zertifizierte Fischereien ungesunde und ausgezehrte Bestände befischen und bedrohte Arten gefährden. Der NABU kritisiert, dass schädliche Fanggeräte, Meeresschutzgebiete und soziale Aspekte bei der Vergabe des Siegels nicht genug berücksichtigt werden.

      Aus Sicht der Verbraucherzentralen ist das MSC-Label ein Schritt in die richtige Richtung. Es hat dazu beigetragen, den nachhaltigen Fischfang zu fördern und als wichtiges Ziel in der Gesellschaft zu verankern. Doch aufgrund der genannten Schwächen ist es nur eingeschränkt als Einkaufshilfe zu empfehlen.

      Naturland (Siegel für Wildfisch und Aquakulturen)

      Im Zentrum aller Naturland-Richtlinien steht ein ganzheitlicher Ansatz, der nachhaltiges Wirtschaften, praktizierten Natur- und Klimaschutz, die Sicherung und den Erhalt von Boden, Luft und Wasser sowie den Schutz des Verbrauchers sowie der Arbeitnehmer umfasst. Nachhaltigkeit in der Fischerei bedeutet, dass Fischbestände auf Dauer erhalten werden und die Erzeugnisse hochwertige und gesunde Nahrungsmittel bleiben, wobei die Umwelt intakt bleibt.

      Naturland Wildfisch

      Bei „Naturland Wildfisch" handelt es sich um ein vergleichsweise neues Siegel. Zertifizierte Fischer unterliegen strengen ökologischen Standards. Diese gelten sowohl für die Erzeugung als auch für die Verarbeitung. Nach der ersten Zertifizierung folgt eine jährliche Kontrolle.

      Naturland hat strenge Richtlinien für die Zertifizierung aufgestellt:

      • die schonende Nutzung der Fischbestände und des gesamten Ökosystems
      • der Verzicht auf kritische und umweltschädigende Fangmethoden
      • die Einhaltung von Sozialrichtlinien für Fischer und Angestellte in der Fischverarbeitung
      • die ökologische Weiterverarbeitung ohne künstliche Zusätze und Gentechnik
      • ein öffentlich einsehbares, transparentes Anerkennungsverfahren für alle Teile der Wertschöpfungskette

      Grundsätzlich ist das Naturland-Wildfisch-Siegel positiv einzuschätzen. Da die Verfügbarkeit von Naturland-Wildfisch im Handel noch sehr gering ist, bietet es derzeit nur wenigen Verbraucher:innen eine Alternative zu konventionellem oder MSC-Fisch.

      Naturland Aquakultur

      Naturland, der Verband für ökologischen Landbau, hat Mitte der 90er-Jahre begonnen, Richtlinien für die ökologische Aquakultur zu entwickeln. Vertreter von Naturland haben auch an den EU-Bio-Siegel-Standards mitgearbeitet. Die Naturland-Kriterien für die Aquakultur sind stärker als die des EU-Biosiegels und somit nachhaltiger angesetzt. So ist die Besatzdichte geringer, Antibiotikagabe ist bei Garnelen verboten und bei Fisch stärker begrenzt als beim EU-Biosiegel. Auch müssen regelmäßig Wasseranalysen durchgeführt werden.

      ASC (Siegel für Aquakulturen)

      Das Aquaculture Stewardship Council (ASC) wurde analog zum MSC-Siegel vom WWF auf den Weg gebracht. Das ASC ist seit 2009 unabhängig und zertifiziert ausschließlich nachhaltig arbeitende Fisch- und Meeresfrüchtezuchten.

      Bei den Standards für die Aquakulturen wird nach eigenen Aussagen Wert daraufgelegt, dass:

      • die Herkunft des Fischfutters klar sein muss (gentechnisch verändertes Soja darf eingesetzt werden).
      • die Wasserqualität und Fischdichte der Kulturen festgelegt sind.
      • Antibiotika nur kranken Tieren gegeben werden.
      • soziale Standards für die Mitarbeiter der Zuchtbetriebe eingehalten werden müssen.
      • das Verfüttern von Wildfisch nach festgelegten Quoten erfolgt.

      Auch dieses Siegel steht bei Greenpeace in der Kritik, weil es in vielen Punkten hinter der EU-Ökoverordnung bleibt. Vor allem wird kritisiert, dass Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen eingesetzt werden kann.

      EU-Biosiegel (Siegel für Aquakulturen)

      Seit Juni 2009 gibt es in der EU-Ökoverordnung verbindliche Richtlinien für Bio-Aquakulturen. Sie gelten für Fische wie Lachs, Forelle und Karpfen, aber auch für Krebstiere, Muscheln und Algen in Salz- und Süßwasser. Grundsätzlich darf nur Fisch aus kontrollierter Zucht als Bio-Fisch bezeichnet werden. Fischprodukte aus Wildfang dürfen nicht als Bio-Fisch verkauft werden.

      Bei Fütterung und Haltung nach ökologischen Gesichtspunkten sind die Vorschriften der EU-Bio-Verordnung zur ökologischen Aquakultur zu berücksichtigen. Dazu zählen:

      • die Einhaltung von maximalen Besatzdichten (Anzahl von Fischen je Volumen)
      • das Verbot künstlicher Hormone und Medikamente
      • der Einsatz von Bio-Fischfutter, ergänzt durch Fischfutter aus nachhaltig bewirtschafteten Fischereien

      GAA-BAP (Siegel für Aquakulturen)

      Die Global Aquaculture Alliance (GAA) legt die Best Aquaculture Practices (BAP) Standards fest und kontrolliert diese. Bei GAA-BAP handelt es sich um eine freiwillige Initiative für Aquakultur-(Zucht-)Anlagen. Die BAP-Standards beinhalten sowohl Tierschutz- und Nachhaltigkeitsaspekte als auch Rückverfolgbarkeit und Lebensmittelsicherheit. Die Verwendung von pflanzlichen Alternativen für Fischmehl und -öl in Futtermitteln wird hierbei ausdrücklich unterstützt. Neben den definierten, artspezifischen Standards, u. a. für Lachs und Garnelen, bietet BAP als einzige Organisation die Möglichkeit der nicht spezies-spezifischen übergreifenden Zertifizierung von Fischen und Krebstieren, welche nicht in Einzelstandards erfasst werden (z. B. für Arten, die in geringeren Mengen produziert werden und daher aus der Zertifizierung der meisten Organisationen herausfallen).

      Eine Zertifizierung können Aquakulturbetriebe, Brutanlagen, Verarbeitungsbetriebe und Futtermühlen beantragen.

      Kabeljaufilet auf einem Teller angerichtet

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      Wer beim Einkauf Fisch aus ökologisch nachhaltiger Fischerei bevorzugt, übernimmt Verantwortung für das Ökosystem Meer und trägt dazu bei, dass die Nahrungsquelle Fisch niemals versiegt. Nicht nur die Kenntnis der wichtigsten Fischsiegel und -label ist dafür unabdingbar.

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