Was sind AFA-Algen?
AFA (Aphanizomenon flos-aquae) zählen zu den Cyanobakterien. Sie werden volkstümlich auch blaue oder blaugrüne Uralgen genannt. AFA stammen aus dem Süßwasser, ebenso wie die bekannten Spirulina, ebenfalls Cyanobakterien, und die grüne Chlorella-Mikroalgen. Anders als diese werden AFA nicht gezüchtet, sondern wild aus Bergseen geerntet. Daher wird häufig die Bezeichnung "Bio-AFA-Alge“ verwendet, obwohl die Bezeichnung weder gerechtfertigt noch nach EU-Bioverordnung (s.o.) erlaubt ist.
Wie bei anderen Cyanobakterien und Mikroalgen sind vor allem Eiweiß (57-62 %, biologische Wertigkeit 75-80, aber nur geringe Portionsgröße), Mehrfachzucker / Polysaccharide (23-25 %) und Fett (5 %) sowie die Pflanzenfarbstoffe Chlorophyll und Betacarotin enthalten. Da AFA aus einem Binnensee mit Süßwasser stammt, ist der Jodgehalt sehr gering. Häufig wird ein besonders hoher Vitamin B12-Gehalt herausgestellt. Allerdings liegt dieses überwiegend in einer für den Menschen nicht nutzbaren Form vor.
Daneben wird der Gehalt an alpha-Linolensäure, einer Omega-3-Fettsäure, hervorgehoben. Dieser beträgt pro AFA-Tagesdosis von 1,5 g maximal 10 % (45-139 mg) des von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Richtwertes von 1-1,5 g. Daneben wird häufiger über die "seltene" Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) berichtet, die für die Hirn-, Augen- und Nervensystem-Entwicklung von Babys essentiell ist.
Tatsächlich ist DHA vor allem in fettem Meeresfisch (Makrele, Hering, Lachs) enthalten. Wie viel DHA wirklich in AFA enthalten ist, schreibt kein Anbieter. Eine Aussage zu DHA ohne Mengenangabe ist nicht zulässig. Auf keinen Fall sollte der angeblich hohe DHA-Gehalt ein Verzehrgrund für Schwangere oder Stillende (oder gar Kleinkinder) sein. Vermutlich kommt ein hoher DHA-Gehalt weniger in AFA als vielmehr in Meeres-Mikroalgen wie Schichozytrium und Ulkenia vor. Die Öle beider Mikroalgen sind als neuartige Lebensmittel zugelassen und dürfen in Nahrungsergänzungsmitteln als DHA-Quelle eingesetzt werden.
Welche problematischen Stoffe können enthalten sein?
Bestimmte AFA-Stämme können Gifte (Toxine) bilden, die das Nervensystem angreifen und schädigen können. Außerdem können AFA mit anderen Cyanobakterien (z.B. Microcystis, Planktothrix) verunreinigt sein, die sogenannte Microcystine erzeugen. Microcystine gelten als krebserzeugend, schädigen das Nervensystem und sind lebertoxisch.
Getrocknete AFA enthalten je nach Erntezeitpunkt erhebliche Mengen von Microcystinen. Prüfungen der Stiftung Warentest und des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Sigmaringen zeigten in allen AFA-Proben Mikrocystine. Die gefundenen Mengen könnten zumindest bei Kindern zum Überschreiten der von der WHO festgelegten provisorischen tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge führen.
Deutsche Vertreiber geben häufig an, dass alle Erntechargen gefiltert und auf Microcystine kontrolliert würden. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass durch das Filtern tatsächlich Microcystine entfernt werden. Andere Vertreiber erklären, dass sie durch eigene Laboranalysen sicherstellen, dass ihre Produkte schadstofffrei sind.
AFA sind ein typisches Naturprodukt. Beim Abfischen lässt sich daher eine Kontamination beispielsweise mit Wasserflöhen und anderem Kleinstgetier im Wasser oder auch Mikroalgen nicht vermeiden. Durch die offene Lage von Seen gibt es auch einen hohen Eintrag von Vogelkot mit entsprechenden mikrobiellen Verunreinigungen durch Entero- bzw. coliforme Bakterien. Der Klamathsee (Upper Klamath Lake) z.B. liegt direkt unter einer der Haupt-Vogelzug-Routen von Oregon/USA.