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Wie Scharlatane und Crashpropheten mit der Angst Kasse machen

Stand:
Die Aktienmärkte sind im März in Folge der Pandemie weltweit eingebrochen. Rasch verbreiteten sich Youtube Videos von vermeintlichen Finanzexperten über soziale Medien, die den bevorstehenden Untergang des Finanzsystems proklamieren. Wir haben die Aussagen unter die Lupe genommen.
Grafik fallender Börsenkurse
  • In Folge der Corona-Pandemie sind im März die Aktienmärkte weltweit eingebrochen
  • Rasch verbreiteten sich Youtube Videos von vermeintlichen Finanzexperten über soziale Medien, die den bevorstehenden Untergang des Finanzsystems proklamieren
  • Wir haben uns die Aussagen genauer angesehen
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Die Aktienmärkte sind im März in Folge der Pandemie weltweit eingebrochen. In kurzer Zeit hat sich der Wert der im Deutsche Aktienindex DAX enthaltenen Unternehmen um rund 40 Prozent reduziert. Selbst bei weltweiter Streuung betrugen die Verluste zwischenzeitlich rund 35 Prozent. Der Goldpreis dagegen erreichte neue Höchststände. Rasch verbreiteten sich Youtube Videos von vermeintlichen Finanzexperten über soziale Medien, die den bevorstehenden Untergang des Finanzsystems proklamieren. Die dadurch ausgelöste Verunsicherung der Verbraucher, die in erster Linie nur ihr Geld sicher geparkt wissen wollen oder es zur Altersvorsorge anlegen, war auch vermehrt Gegenstand unserer Verbraucherberatung, der Online-Seminare sowie der online Sprechstunden. Die Masche, die hinter solchen Videos auf Whatsapp, Facebook und Youtube steckt: Ängste schüren, um damit Geld zu verdienen.

Wir haben einige Aussagen der vermeintlichen Experten unter die Lupe genommen:

So prognostizierte Dirk Müller im März 2020 für die folgenden Wochen und Monate „explodierende Preise“ durch „Hyperinflation“ und warnte davor, dass die Börsen für mehrere Wochen geschlossen würden. Dirk Müller wurde bekannt als Mister DAX und veröffentlicht seit über 10 Jahren als Autor verschiedene Bücher, meist mit Themenschwerpunkt Börsencrash. Außerdem verwaltet er einen nach ihm benannten Aktienfonds.

Und auch Marc Friedrich, der mit Matthias Weik verschiedene Crash-Bücher geschrieben hat, spricht im März 2020 von einem „monetären Endspiel“, die aktuelle Deflation würde in eine Hyperinflation übergehen. Die Finanzkrise aus 2008 würde gegen die aktuelle Krise aussehen wie ein Sommergewitter und auch die große Depression von 1929 noch in den Schatten stellen. All dies habe er in seinen Büchern beschrieben und so kommen sehen. Die EU und der Euro würden sich Hand in Hand nun selber abschaffen, das dauere keine 12 bis 24 Monate mehr. Mit derartigen Prognosen warten die beiden Buchautoren aber seit Jahren auf. Den monetären Crash, das sogenannte Ende des Finanzsystems, haben Marc Friedrich und Matthias Weik bereits vor rund 8 Jahren auch schon angekündigt. Damals behaupteten sie, der Deutsche Aktienindex DAX wäre mit über 7000 Punkten zu hoch bewertet, er müsste eigentlich eher bei 3.000 Punkten liegen. Und die Immobilienmärkte seien ebenfalls überbewertet. Das Geschäftsmodell der beiden: Bücher verkaufen, Vorträge halten, Finanzberatung anbieten und einen eigenen Fonds verwalten (und verkaufen).

Weitaus weniger prominent ist Ernst Wolff. Seine Aussagen verbreiteten sich rasant über Whatsapp. Er behauptet, dass wir im Moment „den kompletten und totalen Zusammenbruch des Finanzsystems, was seit 70 Jahren existiert hat“ erlebten. Er spricht von einem finanzfaschistischen Coup, einer Verschwörung von Bill Gates und der Weltgesundheitsorganisation. Die Hysterie, die um das Coronavirus gemacht werde, diene der Enteignung der Sparer. Ernst Wolff publizierte unter anderem beim Kopp Verlag, der dafür bekannt ist, Buchtitel zu verlegen, die Horror- und Untergangszenarien beschreiben. Die Publikationen fügen sich ein in eine Stimmung, die Zweifel an Demokratie und Wissenschaft schüren will.

Was ist dran an diesen Behauptungen und Prophezeiungen?

Tatsächlich hat die so geschürte Angst einen Nährboden gefunden. Verbraucher fragen uns neuerdings, wie sie sich gegen Hyperinflation absichern können, wo sie sicher größere  Mengen Gold kaufen könnten, oder auch Bitcoins. Und ob man nicht auch einen Teil seines Geldes im Ausland anlegen solle, um es vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Und sie beschweren sich darüber, dass sie am Geldautomaten nicht ihr gesamtes Geld vom Konto ihrer Volksbank abheben dürfen. Unsere Meinung: Angst ist kein guter Ratgeber. Und die genannten Crashbuch Autoren sind es auch nicht. Sie verfolgen eigene Interessen und bedienen sich dazu unbelegter Thesen und bisweilen auch kruder Verschwörungstheorien. Wenn Sie Bedarf haben an Informationen zur Geldanlage: Auf unserer Internetseite finden Sie nützliche Artikel und Podcasts zum Thema. Oder besuchen Sie gerne eines unserer nächsten Online-Seminare.


Dieser Artikel ist auch in der Verbraucherzeitung 3/2020 erschienen.

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