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App-Test »Cool the Globe«: An dieser App ist wenig cool

Stand:
"Cool the Globe" reiht sich in die lange Reihe digitaler Angebote ein, die unseren CO2-Fußabdruck messbar machen und dabei unterstützen möchten, diesen zu verkleinern. Grundsätzlich ein gutes Vorhaben, doch technische wie inhaltliche Schwächen lassen bei der Verwendung der App keinen Spaß aufkommen.
Schriftzug "Cool the Globe" mit grüner, gemusterter Kugel als Logo der gleichnamigen App

Apps wie Cool the Globe, die uns mit Challenges und Anreizen für einen klimafreundlicheren Lebenswandel begeistern möchten, testen wir für unser Onlineangebot CliMapps fast wöchentlich. Da bedarf es schon einer attraktiven Präsentation, besonders motivierenden Gamification-Elementen oder eines außergewöhnlich großen Informationsangebots, um aus der breiten Masse gemeinnütziger wie kommerzieller Angebote in diesem Bereich herauszuragen. Cool the Globe gelingt dies nicht, erfüllen doch sowohl Funktionsumfang als auch Handhabung nur die absoluten Mindestanforderungen für Features einer App dieser Art: Die Berechnung der persönlichen Emissionsbilanz und Schaffung eines Angebots an Maßnahmen, um diese zu senken. Eine intuitive Nutzerführung und einen Hauch von Spielspaß sucht man leider vergeblich.

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Name: Cool the Globe
Anbieter: Cool the Globe (www.cooltheglobe.org)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Ein holpriger Einstieg

Cool the Globe wurde in Pune, Indien, entwickelt, versteht sich aber als weltweit verfügbares und relevantes Angebot im Kampf gegen den Klimawandel. Für ihre App hat Klimaschutz-Aktivistin und Startup-Gründerin Prachi Shevgaonkar bereits einige Auszeichnungen erhalten und konnte diese sogar in der indischen Ausgabe der TV-Show Die Höhle der Löwen präsentieren. Wir möchten dies nur vorab erwähnen, da Funktionsumfang und Gestaltung der App in der Praxis deutlich weniger professionell wirken als diese Vorschusslorbeeren, App-Homepage und Werbevideos vermuten lassen.

Installiert man Cool the Globe auf einem Apple iPhone oder iPad, ist für die Nutzung der App lediglich die Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen erforderlich. Ganz anders die aktuelle Version (v1.1.7) für Android-Smartphones: Für diese wird das Anlegen eines Nutzerprofils vorausgesetzt. Allerdings ist das Login nur per bestehendem Facebook- oder Google-Account möglich. Die sonst übliche alternative Registrierung per E-Mail wird nicht angeboten.

Was uns positiv auffiel: Cool the Globe sammelt nur ein Minimum an Daten wie Name und E-Mail-Adresse (Android) sowie Smartphone-Systemdaten und Angaben zum Emissionsprofil (iOS & Android) zu Recherchezwecken und Optimierung der App. Die Weitergabe an Dritte zu Werbezwecken findet nicht statt. Personendaten werden an technische Dienstleister nur anonymisiert weitergegeben. Außerdem benötigt die App keinen Zugriff auf Smartphone-Funktionen wie GPS-Ortung oder die Kamera.

So viele Emissionen - so wenig Übersicht

Der Startscreen und erste Schritte durch die Funktionen von Cool the Globe sind ernüchternd. Die graphisch schlichte Benutzeroberfläche informiert uns auf Englisch über die Gesamtzahl der App-Nutzer:innen und die bereits gesparten Tonnen CO2. Woher diese Daten stammen und welchen Zeitraum sie abdecken, verrät die App nicht. Bis zum 21. September 2024, dem weltweiten Zero Emissions Day (in Deutschland: Abgasfrei-Tag), gelte es, 120.000 Nutzer:innen für die App zu begeistern. In der Android-Version mit Nutzerprofil kann man zu Beginn ein persönliches Emissionsprofil basierend auf eigenen Verbrauchsdaten erstellen. In der iOS-Variante gibt es dieses Feature nicht.

Die Kernfunktion von Cool the Globe ist die Erfassung individueller Maßnahmen, durch die wir Treibhausgase wie CO2 einsparen können. Diese werden in der App als "GHGs" (Kurzform von "Greenhouse Gases") bezeichnet. Ein Fingertipp auf "Take Action" führt zu einer in vier Kategorien ("Travel", "Home", "Materials" und "Aid" [Klimakompensation]) unterteilten Übersicht an Maßnahmen zur Verbesserung der eigenen Emissionsbilanz. Vom eingeschränkten Konsumverhalten über die Installation einer Solaranlage bis zum Verzicht auf Fleischprodukte sind Dutzende Handlungen möglich. Je nach Relevanz und Umfang der Maßnahme zugunsten des Klimaschutzes wird ihr eine GHG-Ersparnis zugerechnet. Mit einer kalendarischen Übersicht kann man alle App-Aktivitäten nachvollziehen.

 

Beispielhafte Screenshots der App "Cool the Globe"
Die schlichte Präsentation und teils kryptischen Maßnahmen von Cool the Globe hinterlassen mehr Fragen als Antworten. (Quelle: Screenshots)

 

Mit ihren Auswahlfeldern und Schiebereglern funktioniert die Eingabe von persönlichen Verbrauchs- und Konsumdaten zwar problemlos, Hintergründe zu den erfassten Daten und zum Wirkungsgrad der Maßnahmen bleiben aber unklar oder sind widersprüchlich. Beispielsweise kann man Angaben zum täglichen Fleischverzicht machen. Ob ein veganer oder vegetarischer Tag aber nun der Ersparnis von 100 Gramm Hühnerfleisch, 200 Gramm Rindfleisch oder einem Pfund Schweinefleisch entspricht, verrät Cool the Globe nicht. Entscheiden muss man sich dennoch. Auch bei der Wahl eines klimafreundlichen Fortbewegungsmittels wie Fahrrad oder Bahn muss angegeben werden, auf den Einsatz welches Fahrzeugs man dafür verzichtet hat. Eine oft rein theoretische Überlegung. Zumindest für Menschen, die gar kein Auto, Motorrad oder anderes CO2-Emissionen verursachendes Fahrzeug besitzen, das sie anderweitig benutzt hätten. Angaben zur Größe eines kürzlich gekauften Wohnhauses oder zu den täglich gesparten Papiermengen oder Baumaterialien (in Kilogramm) dürften ebenso wenig der Lebensrealität der meisten Verbraucher:innen entsprechen. Immerhin gibt es innerhalb der App einen FAQ-Bereich, der einige grundsätzliche Antworten zur Definition von Treibhausgasen und andere Begriffserklärungen bietet. Diese sind allerdings so allgemein gehalten, also ohne direkte Bezugnahme auf die in Cool the Globe präsentierten Maßnahmen, dass sie nur einen geringen Mehrwert bieten.

Fazit

Earnest, Emyze, Ein guter Tag hat 100 Punkte ... Die Auswahl an gelungenen CO2-Rechnern zur Senkung der eigenen Emissionsbilanz ist groß. Und darüber hinaus bieten sie oft spannende Challenges und Hintergrundinformationen, um den Ehrgeiz ihrer Nutzer:innen zu befeuern und ihr Wissen rund um Klimaschutz und Klimawandel zu erweitern. Einen nennenswerten Grund, warum man den in Funktionsumfang wie Präsentation eher schlichten Mitbewerber Cool the Globe auf dem Smartphone oder Tablet installieren sollte, gibt es also nicht. 

Handhabung3 Sterne
Spaß1 Stern
Mehrwert2 Sterne
Motivation1 Stern
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung2 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

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