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App-Test »ResQ Club«: So viele Credits, so wenig Essen

Stand:
"ResQ Club" ist eine Erfolgsgeschichte Made in Finland. Die Idee dahinter: Nicht mehr benötigtes Essen bei verschiedenen Dienstleistern vor Ort kaufen, dabei Geld sparen und zugleich klimafreundlich handeln. Aber wie gut schlägt sich die App im Vergleich zur hiesigen Konkurrenz?
Stilisiertes "Q" als Logo der App ResQ

Egal, ob To Good To Go, Karma oder eben ResQ Club - wenn sich eine smarte Geschäftsidee als wirtschaftlich profitabel erweist, müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher oft zwischen verschiedenen Anbietern am Markt entscheiden. Vor allem in größeren Städten erfreut sich die Rettung von Speisen in Cafés, Restaurants und Bäckereien, die anderweitig in der Mülltonne landen würden, steigender Beliebtheit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man aufgrund der großen Auswahl von gastronomischen Dienstleistern vor Ort kaum Abstriche in Kauf nehmen muss, wenn man sich nach eigenen Vorlieben mit rabattierten Speisen eindecken will. Und wenn man dadurch nicht nur Geld spart, sondern auch noch nachhaltig handelt, ist das doch eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Oder? Nicht ganz. Denn was nützen die schickste App und die beste Bedienbarkeit, wenn es nirgendwo in Nähe etwas Essbares zu kaufen gibt?

Off

Name: ResQ Club
Anbieter: ResQ Club Oy (www.resq-club.com)
Kategorie: Lebensmittel retten | Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Vor dem Essen ist nach dem Datenschutz

Da ResQ Club aufgrund seiner Kernfunktionen, dem Auffinden von gastronomischen Anbietern in der Umgebung und Einkauf bei diesen, nicht ohne gewisse Verbindlichkeiten seitens der App-Nutzer:innen und der gelisteten Dienstleister auskommt, ist eine einmalige Registrierung unverzichtbar. Diese erfolgt per Google-, Apple- oder Facebook-Konto, zugunsten des Datenschutzes aber bevorzugt per E-Mail. Leider warteten wir vergeblich auf eine Bestätigung der Anmeldung im Mail-Postfach, von einer Zwei-Faktor-Authentisierung ganz zu schweigen. Zu Beginn fragt die App eine Freigabe für die GPS-Ortung und die Zustimmung zum Erhalt von Pushnachrichten ab, um über neue Gastro-Hostspots in der Nähe informiert zu bleiben. Ersteres ist sinnvoll, solange die App gerade verwendet wird, auf die zweitgenannte Option haben wir im Test verzichtet. ResQ Club verarbeitet laut Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und Datenschutzbestimmungen keine Daten für werbliche Zwecke. Partner - also die in der App gelisteten Restaurants, Cafés und Bäckereien, erhalten vom finnischen Anbieter den Namen, die Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Kundin oder des Kunden. Die Zahlungsabwicklung beim kulinarischen Shopping erfolgt vollständig digital, das Bargeld kann also trotz des Einkaufs vor Ort in der Hosentasche oder im Geldbeutel bleiben. Neben den gängigen Kreditkartenanbietern und Apple Pay kann hierfür auch das App-interne Zahlungsmittel "ResQ Credits" genutzt werden. Ein Euro entspricht dabei einem Credit. Zu viel echtes Geld sollte man vorab allerdings nicht in die virtuelle Währung stecken, denn laut AGB verfällt das Guthaben nach einem Jahr, wenn es nicht genutzt wird.

 

Beispielhafte Screenshots der App ResQ Club
Abgesehen von den fragwürdigen "ResQ Credits" macht RESQ CLUB einen guten ersten Eindruck - leider wird das dünne Angebot der App diesem aber nicht gerecht. (Quelle: Screenshots)

Muffins in Berlin - hungrig anderswo

Herzstück (und Startscreen) der App ist eine Umgebungskarte, auf der sich aktuelle Angebote zum rabattierten Einkauf von Speisen befinden. Die Auswahl hängt vom Standort ab. Aber auch die Uhrzeit ist entscheidend. Da der überwiegende Teil der in ResQ Club angebotenen Produkte nicht innerhalb der regulären Öffnungszeiten verkaufte Lebensmittel und Gerichte sind, ist das Angebot kurz vor dem täglichen Geschäftsschluss und/oder am Abend vor einem Ruhetag oder Feiertag möglicherweise größer und günstiger als zum Wochenbeginn. Dies gilt zumindest für Apps mit einer großer Datenbank lokaler Partner aus der Gastronomie wie Too Good To Go. In ResQ Club hingegen ist die Speisenauswahl an jedem Wochentag und zu jeder Uhrzeit gleichermaßen bescheiden. Der Blick auf die Umfeldkarte offenbarte am Montagmorgen nur ein einziges Café am anderen Ende Berlins, in dem eine kleine Auswahl süßer Backwaren zum reduzierten Preis angeboten wurde. Die Hoffnung darauf, dass eines der rund ein Dutzend in der App gelisteten Bistros und Imbisse dieses Angebot um ein paar herzhafte Gerichte und Speisen in der näheren Umgebung erweitert, wurde erst in den späten Abendstunden erfüllt - allerdings wiederum nur bei einem einzigen Restaurant in mehr als zehn Kilometer Entfernung zum aktuellen Standort. Ein stichprobenartiger Blick auf andere Großstädte und Metropolen offenbarte, dass - mit Ausnahme eines Kebap-Imbiss in Leipzig - in diesen gar keine ResQ-Partnerdienstleister zu finden waren. Selbiges galt zum Testzeitpunkt (Juni 2024) natürlich auch für ländliche Regionen. Schade, denn optisch und technisch kann die App überzeugen. Die Informationen zu den Partnern sind intuitiv findbar, übersichtlich aufbereitet und der Kaufprozess geradlinig. Die berechtigte Frage, ob man echtes Geld per Kreditkarte, PayPal oder (bei Nutzung der iOS-Version) Apple Pay in nur ein Jahr gültige "ResQ Credits" tauschen sollte, beantworten wir eindeutig mit "Nein!" In der jetzigen Form bietet ResQ Club nämlich weder in Berlin noch irgendwo sonst in in Deutschland klima- und geldwerte Vorteile.

 

Fazit

Die geläufige Weisheit "Der Markt bestimmt das Angebot" bewahrheitet sich auch im Falle von ResQ Club, denn zumindest hierzulande ist das in Finnland, Estland und Schweden sehr populäre, gut vernetzte Angebot keine Alternative zu inhaltlich besser aufgestellten Mitbewerbern. Bereits im Informationstext bei Google Play und im Apple App Store verweist man namentlich auf Berlin als einzigen Einsatzort der App. Aber selbst dabei ist nur der Wunsch Vater des Gedanken, denn auch in der Hauptstadt ist die Auswahl an gastronomischen Dienstleistern schmal. Ein Blick auf die verwaisten deutschsprachigen Social-Media-Präsenzen lässt vermuten, dass der App-Anbieter Deutschland als attraktiven Markt für sein Angebot längst aufgegeben hat.

 

Update, 15. Juli 2024: Die Originalfassung dieses Beitrags wurde am 4. Juni 2024 veröffentlicht. Wir wurden vom Anbieter darauf hingewiesen, dass ResQ Club unter anderem nicht in Dänemark, wie ursprünglich behauptet, sondern in Schweden aktiv sei. Außerdem sei neben "ResQ Credits" alternativ auch die Zahlung mit Kreditkarten und Apple Pay möglich. Wir haben unseren Text entsprechend aktualisiert. Der Anbieter ergänzt: "Wir sind aktuell dabei, unsere Präsenz in Deutschland wieder aufzubauen und arbeiten intensiv daran, unser Angebot zu erweitern."

Handhabung4 Sterne
Spaß2 Sterne
Mehrwert1 Stern
Motivation1 Stern
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung2 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

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