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App-Test »goodbag & goodcup«: Umweltschutz im Stoffbeutel

Stand:
Mit einem Stoffbeutel und einer guten Idee fing alles an, und mittlerweile tummeln sich beim Anbieter "goodbag" genug Produkte und Designs, um so gut wie jeden trendbewussten Shopping-Fan zum klimafreundlichen Einkaufen zu motivieren. Aber wie schlagen sich die schicken Taschen im Alltag?
Illustration eines Baums als Logo der App "goodbag"

Auf der goodbag-Homepage werden große Versprechungen gemacht, denn es handle sich dabei um "die erste intelligente Einkaufstasche der Welt", sie reinige den Ozean und pflanze Bäume bei jeder Wiederverwendung. Dafür müsse die smarte Tasche nur mit in den nächsten Supermarkt oder ein anderes Einzelhandelsgeschäft genommen werden, vor Ort gescannt und die damit gesammelten "Seeds" in ein Klimaschutzprojekt investiert werden. Ein Konzept, das weitgehend aufgeht. Auch, wenn es Verbraucherinnen und Verbrauchern hinsichtlich Körpereinsatz und finanziellem Zuschuss etwas mehr abverlangt als der überwiegende Teil der von uns getesteten Nachhaltigkeits-Apps.

Off

Name: goodbag & goodcup
Anbieter: bgood GmbH (www.goodbag.io)
Kategorie: Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos (zur Verwendung der App werden beim Anbieter bestellbare Accessoires benötigt)
Links: Apple App Store | Google Play Store

Geduld wird belohnt

Wer sich vor dem Download von goodbag & goodcup (im Folgenden: goodbag) ein wenig mit der Funktionsweise der App auseinandergesetzt hat, weiß, dass zusätzlich zur kostenlosen Software ein kostenpflichtiger Einkaufsbeutel bzw. verschließbarer Trinkbecher benötigt wird. Diese können in der App oder über die zugehörige Webseite direkt beim österreichischen Anbieter bestellt werden. Eine Baumwolltasche kostet 14,90€, der aus Recyclingmaterial hergestellte Becher 29,90€. Dazu kommt eine Versandkostenpauschale von €7,90 innerhalb der EU. Die Zahlung erfolgt wahlweise per Apple Pay, Paypal oder Kreditkarte, um die Abwicklung kümmert sich der von zahlreichen Onlineshops genutzte Dienstleister Shopify.

Immerhin 13 Tage musste unsere Testredaktion nach Bestellung auf das Eintreffen der Einkaufstasche warten. Diese war lobenswert sparsam, aber sicher verpackt und überzeugte auf den ersten Blick durch Qualität. Der Stoff ist schwer und griffig, das Design gefällt und die Nähte wirken robust. Die aus von der Initiative better cotton zertifizierten und in Pakistan gefertigte Baumwolltasche bietet geräumige 32 Liter Platz für Einkäufe. Zwei kurze und zwei lange Henkel ermöglichen das Tragen an der Hand oder über der Schulter. Eine kleine Innentasche für Schlüsselbund oder Smartphone komplettiert das gelungene Design. Und als besonderes Schmankerl verspricht goodbag, für jede verkaufte Tasche und jeden verkauften Becher einen Baum zu pflanzen. Auch hierbei erweist sich die App als datensparsam, denn neben dem Scan des der Tasche beiliegenden QR Codes kann auch der darunter stehende Buchstabencode eingegeben werden, um den Setzling in die Erde zu befördern.

 

Bilder der Einkaufstasche des Herstellers goodbag mit Katzenmotiv
(Quelle: Verbraucherzentrale Berlin)

Gutes Einkaufen ist sicheres Einkaufen

Der prüfende Blick auf die Anbieterangaben zu Datenschutz und Nutzungsbedingungen führt zu einem positiven Ergebnis: Überraschende Kostenfallen sind in der von getesteten Version (v1.14.16 für iOS) nicht zu befürchten. Tracking oder eine Weitergabe von Nutzerdaten an Dritte zu werblichen Zwecken wird ebenfalls ausgeschlossen. Dennoch sollten sich Nutzer:innen darüber bewusst sein, dass ihre Standortdaten von den Dienstleistern Google Maps (Android) bzw. Apple Maps (iOS) verarbeitet werden, sofern man den vollen Funktionsumfang der App inklusive Wegbeschreibung zum nächsten Shoppingziel in der Umgebung nutzt. Die Registrierung per E-Mail ist freiwillig und wird benötigt, um den Spielfortschritt unabhängig vom aktuell genutzten Smartphone zu speichern, Profilbild und -namen zu personalisieren und den Newsletter zu abonnieren. Aber auch, wenn man sich gegen einen goodbag-Account entscheidet, ist die Nutzung der App nicht hundertprozentig anonym, werden doch spätestens beim Scannen des in der Tasche eingenähten NFT-Chips in Supermarkt, Imbiss, Drogerie oder Bäckerei die Standortdaten des Händlers und somit der Nutzerin oder des Nutzers übermittelt. Da es das entscheidende Kriterium zur vollwertigen Nutzung der App ist, den Stoffbeutel während des Einkaufs vor Ort bei einem der - laut Anbieter - zehn Millionen Dienstleistern in aller Welt zu scannen, werten wir dies aber nicht als Kritikpunkt.

Let's shop!

Zwar müssen an goodbag interessierte Verbraucherinnen und Verbraucher zu Beginn ein paar Euro investieren und sich für den Einkauf vor die Tür bewegen, die App belohnt diese Mühe aber mit einem ausgefeilten Gamification-Ansatz und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Das Spielprinzip fußt auf dem Sammeln von "Seeds", mit denen man nachhaltige Projekte unterstützen und durch den Anbieter Bäume pflanzen lassen kann. Dazu kann man Trophäen erspielen oder sich in einem globalen Ranking mit mehr als 10.000 anderen goodbag-Nutzer:innen messen.

Für die Aktivierung der App und (optionale) Registrierung erhält man die ersten "Seeds", also Punkte. Den Löwenanteil des Punktekontos aber macht das beim Einkaufen gesammelte Saatgut aus. Der in der Einkaufstasche eingenähte NFT-Chip, den man vom kontaktlosen Zahlen mit modernen EC- und Kreditkarten kennt, wird am Ort des Einkaufs, beispielsweise einem Supermarkt, gescannt. Nach dem Scan werden dem Konto "Seeds" als Dankeschön dafür hinzugefügt, dass man die nachhaltige Tasche zum klimafreundlichen Einkauf in der (hoffentlich) eigenen Nachbarschaft mitgenommen hat. Befindet man sich einmal nicht in unmittelbar Nähe einer Einkaufsgelegenheit, empfiehlt goodbag bei aktivierter Standortfreigabe den nächstgelegenen Händler. Hier kann man außerdem filtern, ob man mit einer vom Anbieter zertifizierten Tasche oder Kaffeebecher unterwegs ist. Ist beispielsweise der Becherfilter aktiviert, werden nur Orte angezeigt, an denen man Heißgetränke to-go erhält. Vermisst man einen Ort zum Einkaufen in der Umkreissuche, kann man diesen durch einen Fingertipp auf das Pluszeichen hinzufügen. Nach der Kategorieauswahl (z.B. Essen & Trinken, Mode, Gesundheit & Wellness und andere) wird der Vorschlag an den App-Anbieter gesendet und redaktionell geprüft. 

 

Screenshots von Funktionen der App "goodbag"
 Quelle: Screenshots

Tasche gefüllt - und nun?

Engagierte Verbraucherinnen und Verbraucher können beim nächsten Einkauf natürlich auch gleich in mehreren Geschäften, Coffee-Shops und Bäckereien "Seeds" sammeln, um das Konto zu füllen. Die klimafreundliche Alternative zum endlos wachsenden Highscore ist es, diese virtuellen Saaten in klimafreundliche Projekte zu investieren. goodbag unterstützt hierfür ausgewählte, gemeinnützige Organisationen und deren Initiativen in aller Welt, beispielsweise die Aufforstung gerodeter Gebiete in Sambia, den Wiederaufbau der durch die Abholzung des Regenwalds in Madagaskar verlorenen Lebensräume, oder Säuberungsaktionen in verschiedenen Küstengebieten. Bei letztgenannter Maßnahme geht es primär darum, Meere und große Flüsse von Plastikmüll zu befreien. Investiert man seine beim Einkaufen und Kaffeetrinken gesammelten "Seeds" in eine Initiative von One Earth - One Ocean, wird dies als eine oder mehrere eingesammelte Plastiktaschen im Nutzerkonto verbucht. Um beim globalen Ranking mitzuhalten, sollte man sich allerdings ranhalten, den aktuelle Spitzenreiterin ist "Quirky_Fern_173" mit über 6.500 Plastiktüten. Wer es etwas weniger spielerisch und umso pragmatischer mag, wird am Produkt-Scanner von goodbag Freude haben. Dieser verriet uns verlässlich für die über 20 zu Testzwecken gescannten Lebensmittelprodukte, wie hoch die Umweltbelastung des Artikels ist, und macht Angaben zur Nährstoffqualität und gesundheitlich wie ökologisch kritischen Inhaltsstoffen basierend auf den Daten von Open Food Facts

Fazit

Mit seinem sympathischen Konzept und der professionellen Umsetzung konnte goodbag auch in unserer Testredaktion punkten. Die Berücksichtigung von Verbraucherinteressen und -sicherheit bei der Registrierung und Nutzung der App ist vorbildlich. Ob der ökologische Mehrwert mit der technischen Qualität der App mithalten kann, ist schwer zu beurteilen, denn letztendlich sind es ausgewählte Umweltschutzorganisationen, die im Auftrag der Nutzer:innen und ihrer "Seeds" Gutes tun. Aber selbst ein kurzer Spaziergang zum Biomarkt mit der Chip-Einkaufstasche über der Schulter ist gesünder und nachhaltiger als die schnelle Bestellung des Abendessens beim Lieferdienst. Und dazu motiviert goodbag allemal - und immer wieder.

Handhabung5 Sterne
Spaß5 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

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