Das Wichtigste in Kürze:
- Schlaue Technik, wie etwa automatisch gesteuertes Licht, kann Menschen mit Demenz helfen, ihren Tag zu strukturieren.
- Elektrogeräte können sich selbst abschalten, Sensoren melden Gefahr.
- Smartwatches können Angehörigen anzeigen, wo sich eine demente Person gerade befindet.
- Roboter erinnern Menschen mit Demenz, ihre Tabletten einzunehmen oder wichtige Termine wahrzunehmen.
Warum ist technische Hilfe für Menschen mit Demenz so wichtig?
Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben hierzulande rund 1,84 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Über 70 Prozent von ihnen werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut. Bei der Pflege kann intelligente Technik wertvolle Dienste leisten. Digitale Helfer geben den Senior:innen mehr Struktur, Freiraum und Sicherheit – was auch ihrem Umfeld zugutekommt.
Wichtig ist, dass die Senior:innen in der Lage sind, die Geräte zu bedienen und dass jemand in der Nähe sie dabei unterstützt. Das gilt vor allem dann, wenn die Geräte über das Internet gesteuert werden, wenn Apps oder Software regelmäßig aktualisiert und sensible Daten in einer externen Cloud gespeichert werden sollen.
Informationen rund um das Thema Leben mit Demenz finden Betroffene und Angehörige zum Beispiel über das Service-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
Gutes Licht strukturiert den Tag
Menschen mit Demenz profitieren sehr davon, wenn Schlafen, Essen und Aktivitäten immer zur gleichen Zeit stattfinden und sie sich an der Tageszeit orientieren können. Daher sollte sich die Beleuchtung dem 24-Stunden-Takt anpassen und so den Biorhythmus positiv beeinflussen. Hier hilft die so genannte zirkadiane Lichtsteuerung mit ihrem breiten Farbspektrum.
Der Tag beginnt, indem die Zeitschaltung die Personen mit zunehmender Helligkeit weckt und am Vormittag eher kälteres Licht liefert. Zum Abend hin wird die Beleuchtung schwächer und wärmer, so dass das Einschlafen leichter fällt. Ein dezentes Licht begleitet durch die Nachtstunden.
Elektrogeräte schalten sich automatisch aus
Menschen mit Demenz vergessen häufig, dass die Haushaltsgeräte noch eingeschaltet sind. Empfehlenswert sind Modelle, die sich nach einer Weile von selbst abschalten. Kaffeemaschinen, Bügeleisen oder Wasserkocher haben längst eine solche Automatik. Auch beim Fernseher können Sie eine integrierte Zeitschaltuhr programmieren. Alternativ gibt es digitale Schalter für die Steckdose, die die Stromzufuhr nach einer festgelegten Zeit unterbrechen.
In der Küche lässt sich durch eine Fachwerkstatt eine Abschaltautomatik zwischen Herd und Stromanschluss montieren. Mittlerweile gibt es auch eine Herd-Abschaltautomatik, die es ins Hilfsmittelverzeichnis geschafft hat und unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflegekasse übernommen wird. Nutzen Sie hierzu in jedem Fall die Unterstützung durch eine Wohnberatung in Ihrer Nähe.
Sensoren sorgen für Sicherheit im Haus
Rauchmelder sind heute Standard. Arbeiten sie über Funk mit der Haustechnik-Zentrale zusammen, wird im Notfall automatisch die Telefonnummer eines Angehörigen gewählt.
Sensible Sensoren helfen auch an anderer Stelle: Da es kaum möglich ist, einen dementen und zugleich aktiven Menschen rund um die Uhr im Auge zu behalten, erfassen und melden sie, wenn jemand etwa nachts die Eingangstür öffnet. Ein zusätzlicher Kontaktsender kann über den Internetrouter Alarm auslösen und eine Nachricht auf ein Smartphone schicken.
Tracker zeigen den Aufenthaltsort an
Spaziergänge werden mit digitalen Assistenzsystemen zur Ortung viel sicherer oder überhaupt erst möglich. Dabei geht es nicht um Kontrolle, sondern um den Schutz und das Wohl der Senioren. Denn durch den Einsatz der Technik ist ein großer Aktionsradius möglich. Selbstverständlich müssen diese oder deren Betreuer:in in die Nutzung einwilligen.
Eine Idee sind Smartwatches: Armbanduhren mit Zusatzfunktionen und einer SIM-Karte wie im Handy. Dank GPS lassen sie sich "aufspüren" (engl.: to track), und so sehen die Angehörigen auf ihrem Smartphone auf einer Karte, wo sich die gesuchte Person befindet. Hilfreich ist auch die Alarmfunktion: Wenn jemand seinen gewohnten oder definierten Umkreis verlässt, wählt die Uhr eine Mobilnummer und schickt die Koordinaten ihres Aufenthaltsortes mit.
Roboter denken mit
Digitale Assistenten unterstützen Menschen dabei, an wichtige Termine zu denken: Tablettenspender mit Uhr und Alarmfunktion erinnern an die Einnahme der Medikamente und ans Trinken. Einige Modelle haben eine Kamera und erkennen, wer vor ihnen sitzt. Dann lassen sie pünktlich die richtigen Tabletten in einen Becher fallen.
Es gibt auch mobile Roboter mit Bildschirm und Kamera, die über WLAN mit dem Internet verbunden sind. Sie kommunizieren mit den Menschen, unterhalten sie mit Musik und tätigen Videoanrufe. Mit einer App lassen sich Daten wie Blutzucker oder Gewicht an die Ärztin übermitteln. Auf Wunsch navigieren Pflegekräfte oder Angehörige das Gerät durch die Wohnung und schauen, ob alles in Ordnung ist. So ein Pflegeroboter könnte die Senioren allerdings ängstigen und sollte behutsam zum Einsatz kommen. Zudem kostet er einen mindestens vierstelligen Betrag.
Telefon und Handy sind leicht zu bedienen
Relativ unkompliziert läuft die digitale Kommunikation für Menschen mit Demenz. Spezielle Telefone und Seniorenhandys haben extra große, beleuchtete Tasten, auch mit Kurzwahl. Smartphones oder Tablets punkten mit kontrastreichen Displays und gut erkennbaren Symbolen, die eine direkte Verbindung zu den Angehörigen herstellen.
Digitale Kuscheltiere beruhigen die Menschen
Pflegeeinrichtungen haben gute Erfahrungen mit künstlichen Tieren gemacht. Besonders Katzen kommen gut an: Sie schnurren, miauen leise und atmen spürbar – und wecken so schöne Erinnerungen an das geliebte Haustier. Die kuscheligen Vierbeiner sind kein Ersatz für menschliche Zuwendung, können aber aufgeregte Personen beruhigen und Verschlossene zum Sprechen bringen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie auch bei einem Demenzkranken die Selbstständigkeit im Alltag fördern können, lesen Sie im Ratgeber Demenz. Dort finden Sie auch Informationen zu rechtlichen Fragen und dazu, wer welche Kosten übernimmt.
Weitere Tipps zur technischen Unterstützung bei Demenz finden Sie auf der Internetseite von Demenz Support Stuttgart.
