Wie ist die rechtliche Lage?
Seit 1. Juli 2009 gibt es in der EU auch für einige Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmitteln Höchstgehalte. Diese sind in der VO (EG) Nr. 629/2008 geregelt: Danach ist ein Blei-Gehalt von maximal 3,0 mg/kg und Quecksilber-Gehalt von maximal 0,1 mg/kg erlaubt. Cadmium darf maximal mit 1,0 mg/kg enthalten sein, es sei denn, es stammt vorwiegend aus Seetang, dann sind es höchstens 3,0 mg/kg.
Höher belastete Produkte müssen vom Markt genommen werden. Für die Einhaltung der Werte sind die Hersteller bzw. die Importeure verantwortlich.
Was ist mit ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln?
Vor allem ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel können - zum Teil absichtlich aus traditioneller Herstellungspraxis heraus - Schwermetalle enthalten, speziell Anteile von Blei, Quecksilber und Arsen. Das belegen verschiedene Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln. So berichtete das Bundesumweltministerium über Nahrungsergänzungsmittel, die 2008 in Finnland gefunden wurden und 25-40 mg/kg Quecksilber enthielten, also bis zum 400fachen des heutigen Höchstwerts.
Eine amerikanische Untersuchung zeigte, dass etwa 40 % alle Verwender von ayurvedischen NEM erhöhte Bleigehalte im Blut aufweisen. Auch (anorganisches) Arsen ist ein Problem, da es als krebserregend gilt.
Wer Ayurveda-Produkte einnimmt und dauerhaft unter Symptomen wie Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder körperliche Schwäche klagt, sollte die Präparate absetzen und unbedingt einen Arzt aufsuchen, der abklärt, ob es Anzeichen für eine Vergiftung mit Schwermetallen gibt. Bevor man Kindern ayurvedische Mittel verabreicht, sollte der Kinderarzt dazu befragt werden.
2012 kam es nach Aussage amerikanischer Gesundheitsbehörden zu Bleivergiftungen von sechs schwangeren Frauen, die verschiedene ayurvedische Produkte aus Indien genommen hatten, was beim Fötus zu schweren Schäden am Nervensystem führen kann.
2015 wurden bundesweit mehrere Vergiftungsfälle infolge belasteter Ayurveda-Mittel bekannt, viele davon wohl aus Sri Lanka. In einem Fall soll der Quecksilbergehalt einer Ayurveda-Pille den zulässigen Grenzwert um das 2,3-Millionenfache überschritten haben. Die damaligen Informationen des Auswärtigen Amts in den Reisehinweisen für Sri Lanka gibt es aber inzwischen nicht mehr.
Quellen:
Schöberl K (2014): Schwermetalle und toxische Spurenelemente - Bilanz 2013. CVUA Karlsruhe, Stand: 27.05.2014 (abgerufen am 26.08.2020)
Höber A: Giftiges Blei in Nahrungsergänzungsmitteln Stand: 15.02.2016
Verordnung (EG) Nr. 629/2008 vom 02.07.2008
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Höchstgehalte für Blei, Cadmium und Quecksilber in Nahrungsergänzungsmitteln. Stand: 21.05.2015
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (2012): Lead Poisoning in Pregnant Women Who Used Ayurvedic Medications from India New York City, 2011-2012. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 61 (33): 641-6, 2012 (abgerufen am 26.08.2020)
Gefährliche Pillen aus Sri Lanka Ärzte Zeitung online vom 06.11.15 (abgerufen am 26.08.2020)
Ayurveda Prüfzeichen (abgerufen am 26.08.2020)
Bauer-Aymanns H et al. (2014): Quecksilber – ein Problem in chondroitinhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln? (abgerufen am 26.08.2020)
LAVES Niedersachsen: Schwermetalle in ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln? (abgerufen am 26.08.2020)
Breeher L et al. (2015): A cluster of lead poisoning among consumers of Ayurvedic medicine. Int J Occup Environ Health 21(4): 303-7
Joob B, Wiwanitkit V (2015): Arsenic contamination in Thai Ayurveda products and cancer risk estimation. Indian J Cancer 52 (4): 489
Europäisches Schnellwarnsystem, abgerufen am 26.08.2020