Kostenloses Online-Seminar "Energiewende für Mieter und WEG-Mitglieder“ am 12. Dezember um 18 Uhr. Jetzt hier anmelden und bequem von zuhause aus teilnehmen. 

Umweltfreundlich im Internet einkaufen - geht das?

Stand:
Einweg-Pakete, immer schnellere Zustellung: Viele Studien sehen die Umweltbilanz des Online-Handels kritisch. Die "letzte Meile" der Zustelltung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir zeigen Ihnen, an welchen Stellschrauben Sie drehen können und geben Tipps für nachhaltigeres Einkaufen.
In einem Versandlager arbeitet ein Mann mit Paketen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die vielen Retouren verbrauchen unnötig Energie für Transporte. Ein Teil der zurückgeschickten Ware wird sogar direkt entsorgt.
  • Im stationären Handel fällt die Umweltbilanz besser aus, vor allem, wenn Sie den Einkauf im sogenannten Umweltverbund erledigen können, also zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Kaufen Sie nur die Dinge online, die Sie nicht im Laden in der Nähe bekommen.
  • Planen Sie Online-Käufe und meiden Sie spontane Bestellungen.
On

Der Online-Handel erlebt einen enormen Boom. Von  2014 bis 2018 stieg der Umsatz um 52 Prozent. Im Zuge der Corona-Krise hat er zweifellos einen weiteren starken Schub erfahren. Ein Argument der Befürworter: Online-Bestellungen würde auch die Umwelt entlasten. Viele Studien sprechen aber dagegen: Online-Einkäufe sind unterm Strich wohl eine Belastung.

Die Umweltbilanz von Einkäufen im Laden um die Ecke und von Online-Shops lässt sich nicht leicht berechnen, weil viele Faktoren mit hineinspielen. Die Ergebnisse entsprechender Studien liegen zwischen 32 Prozent eingesparten und 240 Prozent höheren Ausstoß im Vergleich zum stationären Handel. Die meisten gehen davon aus, dass der Online-Handel der Umwelt mehr schadet als der stationäre.

Kürzere Lieferzeiten machen Transport aufwändiger

Transportunternehmen können zwar ihre Ladungen und Routen besser planen als private Einkäufer. Andererseits gibt es einen Trend zu individuelleren Lieferungen in immer kürzeren Lieferzeiten und zu Wunsch-Uhrzeiten, sogenannte "Prime"-Dienste, die vor allem über lokale Kurierdienste abgewickelt werden. Dadurch sind die Lieferanten längst nicht so sparsam unterwegs wie sie es sein könnten.

Große Online-Händler bieten in einigen Gegenden Lieferungen innerhalb von ein oder zwei Stunden an. Diese verursachen einen besonders hohen logistischen Aufwand und wirken sich besonders negativ auf die Umweltbilanz aus.

Allein für die Deutsche Post sind in Deutschland zehntausende Lieferwagen unterwegs. Davon sind derzeit circa 6.000 sogenannte StreetScooter im Einsatz, die elektrisch angetrieben werden und umweltverträglicher sind.

Viele Lieferungen klappen nicht beim ersten Versuch

Eine große Schwäche der Online-Bestellung liegt darin, dass die Kunden in vielen Fällen im ersten Anlauf gar nicht zu Hause sind und das Paket doch wieder mitfahren muss.

Rund ein Viertel der Zustellungen an die Endkunden schlägt beim ersten Versuch fehl. Etwa 18 Prozent der Besteller müssen ihre Lieferung danach selbst abholen. Die dadurch entstehenden Wege verschlechtern die Öko-Bilanz deutlich, wenn Verbraucher:innen dafür das Auto nutzen.

Die meiste Kleidung wird zurückgeschickt

Mindestens jedes zweite Paket wird bei Bekleidungskäufen im Internet als Retoure an den Händler zurückgeschickt. Tag für Tag sind das etwa 800.000 Pakete, was ungefähr 400 Tonnen CO2 oder 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking entspricht.

Zurück geschickte Neuware wird teilweise bewusst vernichtet

2018 wurde bekannt, dass ein großer Onlinehändler Retouren einfach vernichtet, anstatt sie weiter zu verkaufen oder zu spenden. Viele Händler machen das so, weil es für sie manchmal preiswerter ist, die zurück geschickten Produkte zu entsorgen, als sie noch einmal auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen und neu zu verpacken. Genaue Zahlen sind noch unbekannt.

Gegebenenfalls sind auch gesetzliche Regelungen nötig, die das Vernichten von Neuware verbieten. Erste Schritte dazu wurden bereits eingeleitet.

Einzel- oder Sammelbestellung

Ebenfalls große Auswirkung hat die Anzahl der bestellten Waren je Sendung. Bei einzeln bestellten oder einzeln zurückgesendeten Waren ist die Umweltbilanz am schlechtesten.

Mehrweg-Verpackungen im Versandhandel noch selten

Einzelbestellungen wirken sich negativ auf die Umweltbilanz aus. Individuelle Verpackungen für den Transport von heiklen Gütern über lange Strecken (z.B. bei Elektronik-Produkten) müssen zwangsläufig aufwändiger sein. Rücksendungen lassen sich oft nicht in der ursprünglichen Verpackung verschicken.

Verpackungen sollen oft individuell und hochwertig aussehen. Besser für die Umwelt wären aber Standardverpackungen, die sich mehrfach nutzen lassen.

Vereinzelt gibt es schon Anbieter, die im Versand ausschließlich Mehrweg-Behälter verwenden. Der überwiegende Anteil der Online-Anbieter arbeitet jedoch nach wie vor im ressourcenfressenden Einwegsystem. Zusätzlich werden oft auch noch billigere Standardgrößen eingesetzt, die mit zusätzlichem Material aufgefüllt werden.

Der stark wachsende Anteil von Lebensmittelbestellungen führt zu noch mehr Verpackungen. Kommen gekühlte Waren mit dem Lieferdienst nach Hause, braucht es Kühlakkus, Isoliermaterial etc.. Auf dieser Themenseite zu Verpackungen finden Sie weitere Informationen.

Verschwinden Geschäfte, müssen Sie weitere Wege fahren

Die Zunahme im Online-Handel und der Trend zu Einkaufszentren am Stadtrand schaden dem Handel in den Innenstädten. Der Laden um die Ecke verschwindet allmählich. Für den Alltagseinkauf müssen viele inzwischen öfter fahren und weitere Wege zurücklegen. Gerade hier ist die entscheidende Stellschraube: Lokal verfügbare Läden, die Sie gut zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn erreichen, verbessern die Umweltbilanz des stationären Handels erheblich.

Tipps für eine bessere Ökobilanz beim Einkaufen

Was können Sie also tun, um die Umweltauswirkungen aus dem Versandhandel bzw. Online-Handel so klein wie möglich zu halten?

  • Kaufen Sie nur die Dinge online ein, die Sie nicht einfach im Laden in der Nähe erhalten. Damit stärken Sie Ihre Händler vor Ort.
  • Für die Alltagseinkäufe gehen Sie möglichst zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr. So vermeiden Sie zusätzliche Umweltbelastungen.
  • Planen Sie Ihren Online-Einkauf: Machen Sie möglichst Sammelbestellungen und vermeiden Sie Spontankäufe.
  • Meiden Sie Lieferungen innerhalb weniger Stunden. Überlegen Sie, ob Sie diesen Einkauf wirklich dringend benötigen bzw. planen Sie Vorräte ein.
  • Planen Sie nach Möglichkeit Zustellvarianten, mit denen Sie im ersten Anlauf erreicht werden können.
  • Wählen Sie für Ihren Online-Einkauf als bevorzugte Zustellvariante "Standard" oder "Normal". "Express- oder Prime-Dienste" führen zu zusätzlichen Belastungen für die Umwelt.
  • Achten Sie bei den Online-Anbietern möglichst auf Händler vor Ort, vermeiden Sie internationale Großzusteller. So können Sie Geschäfte in Ihrer Nähe auch mit einer Online-Bestellung stärken.
  • Für unvermeidliche Rücksendungen nutzen Sie möglichst die Originalverpackung des Händlers.
  • Fragen Sie bei Ihrem Online-Anbieter nach dem Firmenkodex im Bereich Umwelt- und Sozialstandards. Wichtig ist, dass der Händler mit einem klaren Bekenntnis zur ökologischen Beschaffung auftritt, das auch extern überprüft werden kann. Vermeiden Sie Einkäufe bei Anbietern, die ökologisch bedenklich versenden oder Sozialstandards drücken.


Quellen:


Umweltbundesamt: Die Ökologisierung des Onlinehandels, übergeordnete Betrachtung der ökologischen Effekte des Onlinehandels, Teilbericht I (Dezember 2020)

Umweltbundesamt: Die Ökologisierung des Onlinehandels, Betrachtung und ökologische Bewertung der Ist-Situation zu den relevantesten Elementen des Konsumzyklus Onlinehandel: Logistik, Versandverpackung und Retouren, Teilbericht II (Oktober 2021)

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Haushalt im Griff
Das bisschen Haushalt …
nachhaltig haushalten geht eigentlich ganz einfach – wenn man weiß, wie. Waschen, Putzen…
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31. Dezember 2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Vorsicht vor falschen Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen haben sich in den letzten Monaten die Beschwerden über das Produkt "Healy" gehäuft, weil selbstständige „Healy“-Vertriebspartner:innen behaupten, das Produkt würde etwa bei Multipler Sklerose, Depressionen, ADHS oder Hauterkrankungen helfen. Diese Heilsversprechen sind nicht haltbar.
Schmuckbild

Das ändert sich 2025 bei Strom, Gas und Co.

Ab dem 1. Januar 2025 steigt der Preis im nationalen Emissionshandel. Eine Tonne CO2 kostet dann 55 Euro statt bisher 45 Euro. Damit erhöhen sich voraussichtlich die Preise für Heizöl, Erdgas und für Kraftstoffe, und das Heizen mit fossilen Brennstoffen wird erneut teurer. Doch das ist nicht die einzige Änderung im Bereich Energie. Worauf Verbraucher:innen sich 2025 noch einstellen müssen, erklärt die Energieberatung der Verbraucherzentrale.
Messebesucher

Vorsicht bei Messe-Käufen

Mit dem Frühsommer beginnt die jährliche Messesaison mit zahlreichen Ausstellungen für allerlei Lebenslagen und Interessen. Doch nicht alle Aussteller sind transparent und fair wenn es um den Verkauf von Waren geht.
Foto einer Frau, die auf einem Sofa sitzt und bestürzt in ein geöffnetes Paket schaut.

Shoppen auf Online-Marktplätzen: Verbraucher:innen erwarten sichere Produkte

Die Mehrheit der Verbraucher:innen erwartet, dass die Produkte auf Online-Marktplätzen sicher und gesetzkonform sind – und sehen die Plattformbetreiber in der Verantwortung. Das zeigt eine Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Aktuell sind Plattformen nicht in der Pflicht, Produktsicherheit zu gewährleisten.