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App-Test »Buycott«: Scannen, Prüfen ... Ärgern

Stand:
Barcode-Scanner für Smartphones zur Vermeidung von Plastikmüll und Schadstoffen gibt es viele, doch keiner davon ruft gleichzeitig zum umweltpolitischen Aktivismus auf. Ein Aufruf, den man wegen kritischer Schwächen bei Datensicherheit und Handhabung besser ignorieren sollte.
Illustration des Buchstaben "B" auf orangem Hintergrund als Logo der App Buycott

So widersprüchlich der Name der App zunächst klingt, bringt er doch das zentrale Anliegen des Anbieters gut auf den Punkt: Lassen Sie sich das Shoppingvergnügen nicht verbieten, doch meiden Sie dabei Produkte, die menschliche und ökologische Bedürfnisse missachten. Buycott bietet hierfür eine Scan-Funktion für Handelsartikel an, mit deren Hilfe man nachhaltige und weniger nachhaltige Produkte identifizieren und Alternativen zu diesen finden kann. So zumindest die Theorie, denn auf der Suche nach in Deutschland verkauften Produkten wurden wir im Test so gut wie nie fündig. Und auch fast alle weiteren Funktionen der kostenpflichtigen App lassen eher Frust als Lust am umweltpolitischen Engagement aufkommen.

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Name: Buycott - Barcode & BR Code Scanner
Anbieter: Buycott Inc. (www.buycott.com)
Kategorie: Produktscanner
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS
Preis: kostenpflichtig (einmalig €1,99) 
Links: Apple App Store

Wo geht's hier zur App?

Bereits auf den ersten Screens, die mit erklärenden Worten in die Handhabung von Buycott einführen soll, herrscht leichte Ratlosigkeit. Zwar wird das Anliegen der App und das Konzept zur Umsetzung adäquat formuliert, sprachlich und technisch zeigen sich aber bereits hier die ersten Mängel: Klickflächen sind nicht unmittelbar als solche erkennbar und springen nach einem Swipe (Fingerstreich) von Mitte unten in die obere rechte Ecke des Bildschirms. Die nicht vollständig ins Deutsche übersetzten Texte werden zum Teil vom englischsprachigen Programmiercode überlagert. Und am Ende des kurzen Tutorials wird auf den ersten Blick nur ein obligatorisches Login über einen Facebook- oder Twitter-Account angeboten. Dass das bereits Juli 2023 in "X" umbenannte soziale Netzwerk hier immer noch seinen alten Namen nebst noch älterem Logo trägt, lässt den Rückschluss zu, dass Buycott seit Jahren keine technischen Updates erhalten hat. Nur bei genauem Hinsehen ist eine alternative Registrierung per E-Mail möglich. Die mit "sing up with e-mail" fehlerhaft beschriftete Funktion weckt kaum Vertrauen. Eine schlechte Vorahnung, die sich nach Angabe von Nutzernamen, E-Mail-Adresse und Passwort bestätigt: Eine E-Mail vom Anbieter zur Bestätigung der Registrierung wird nicht versendet. Dass die Angaben zu Nutzungsbedingungen und zur Datenverarbeitung risikofrei klingen, ist löblich; dass man diese nicht in der App, sondern nur auf der Webseite des Anbieters findet, ist hingegen weniger schön. Zur Nutzung des vollen Funktionsumfangs sind außerdem Freigaben für Kamera und Standort erforderlich.

 

Screenshots verschiedener Funktion der App "Buycott"
Die in "Buycott" präsentierten Apps machen Lust auf das Engagement für mehr Nachhaltigkeit und Aktivismus im Alltag, doch technische Probleme wie der langsame Produktscanner und immer wieder funktionale Sackgassen sind ärgerlich. (Quelle: Screenshots)

Auf der Suche nach dem Mehrwert

Zwar beeindruckt der Funktionsumfang von Buycott auf dem Papier, in der praktischen Anwendung enttäuschen Handhabung und Inhalte aber gleichermaßen. Zumindest, wenn man sich außerhalb der USA befindet. Die von Anbieter und App-Community angebotenen Kampagnen sind zwar vielfältig und verfolgen überwiegend gute Anliegen, mehr als die Hälfte ist jedoch aufgrund ihrer Spezifizität für den nordamerikanischen Raum für deutsche Nutzer:innen nicht relevant. Nach längerem Scrollen entscheiden wir uns für einige der globalen Kampagnen zugunsten von fairem Handel, Durchsetzung elementarer Menschenrechte, mehr Transparenz beim Konsum, Tierschutz und Palmöl-freien Produkten. Mittels eines Reglers kann man festlegen, in welchem Maße eine Kampagne unterstützt werden soll. Was der Regler bewirkt? Auch dies ist eine Frage, auf die wir von Buycott keine Antwort erhalten. Fast alle Funktionen der App integrieren weiterhin die Möglichkeit, sich über die Standortfreigabe regional relevante Ergebnisse anzeigen zu lassen. Aber auch hier, ebenso wie beim Scan der von uns beispielhaft ausgewählten 30 Produkte aus den Bereichen Drogerieartikel und Lebensmittel, führt dies zu keinen verwertbaren Ergebnissen. Zusätzlich bietet die App die Möglichkeit an, Artikel durch Texteingabe zu suchen und in der Datenbank zu erfassen. Der eigentliche Mehrwert, also zum einen das Finden nachhaltiger Produktalternativen und die mit der persönlichen Kaufentscheidung gegen ein Produkt verbundene Kritik am Hersteller, ist damit aber nicht mehr gegeben. Ebenso verwaist wie die hiesige Produktdatenbank von Buycott ist auch der Feed, der in einer aus sozialen Netzwerken bekannten Optik Neues aus der Community in einer Art Newsticker abbildet. In der globalen Ansicht gibt es nur noch sehr sporadisch Kaufentscheidungen einer Nutzerin oder eines Nutzers zugunsten der Nachhaltigkeit oder eines politischen Anliegens zu sehen. Die aktivierte Filterfunktion "in meiner Nähe" hat auf das Suchergebnis keine Auswirkung.

Fazit

Buycott scheitert technisch, inhaltlich und unter dem Aspekt Verbraucherschutz. Die mangelhafte deutschsprachige Lokalisierung, fehlerhafte Funktionen und eine offenkundig spärlich bestückte Produktdatenbank bieten keinerlei persönlichen und ökologischen Mehrwert. Der unsichere Registrierungsprozess, die seit 2015 nicht mehr aktualisierten Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen, und das vom Anbieter auf dessen Webseite nicht kommunizierte Verschwinden der App aus dem Google Play Store sprechen Bände. Nämlich: Bitte sparen Sie sich diesen Download!

Handhabung2 Sterne
Spaß1 Stern
Mehrwert1 Stern
Motivation1 Stern
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung1 Stern

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Schmuckbild

Klimalabel für Lebensmittel

Auf manchen Lebensmittelverpackungen findet man Label mit der Aussage „klimaneutral“, „CO2-neutral“ oder „reduziert deinen CO2-Fußabdruck“. Aber wurden bei der Herstellung dieser Lebensmittel wirklich weniger Treibhausgase freigesetzt als bei vergleichbaren Lebensmitteln?

Bei Preisreduzierungen müssen sich auf den günstigsten Preis der letzten 30 Tage beziehen

Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 24.03.2023, Az. 38 O 182/22
Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 26.09.2024, Az. C-330/23
Landgericht Düsseldorf, Urteil vom 31.10.2024, Az. 38 O 182/22 (nicht rechtskräftig)

Wer mit Preisreduzierungen oder Preis-Highlights in Verbindung mit gestrichenen Preisen wirbt, muss als Grundlage den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage heranziehen.
Aldi Prospekt mit Preisreduzierung

Die Tricks mit den Preisreduzierungen

Die Verbraucherzentrale konnte in den letzten Monaten verstärkt Preiswerbungen beobachten, mit denen Anbieter versuchen, gesetzliche Regelungen zu umgehen - und geht juristisch dagegen vor. Die von uns kritisierte Preisauszeichnung in einem Aldi-Prospekt ging bis zum Europäischen Gerichtshof. Dieser gab mit seinem Urteil vom 26. September 2024 der Verbraucherzentrale Recht.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.